Erzählungen von Kari Langenstein - Verfasst von Beat Schwegler
Das Käuzchen
Vor einigen Jahren bekam Kari Langenstein von einem Kleinbauern einen Telefonanruf: es sitze in der hinteren Ecke der Scheune ein junger, flugunfähiger Kauz auf dem Boden.
Kari holte den jungen Vogel und fütterte ihn mit einer Feldmaus, die er zerkleinert hatte. Am Montag brachte er das Käuzchen in die Vogelwarte Sempach. Dort wurde er sehr unfreundlich empfangen. Es sei normal, dass Jungkäuze das Nest verlassen, bevor sie flugtauglich sind. Er soll den Vogel wieder zum Fundort bringen. Jetzt hatte Kari wieder etwas gelernt. Nach zwei Tagen meldete sich der Bauer wieder. Er solle das Käuzchen wieder abholen, ein Fuchs machte einen Besuch und frass dabei die Mutter auf. Ab jetzt wurde das Junge nicht mehr gefüttert. Kari fuhr ein zweites Mal nach Sempach. Jetzt hatte er mehr Glück. Das Jungtier wurde nun in einer Voliere fachgerecht aufgepäppelt.
Die Schwalbennester
Ein Bauer von Grosswangen meldete sich bei Kari, er habe mit einem Schwalbennest ein Problem: jeden Morgen sind Nester durch einen Waldkauz heruntergerissen und geplündert. Nun habe er gelbe Bänder aufgehängt, aber der Räuber sei wiedergekommen. Kari montierte nun elektrische Zaundrähte in der Nähe der Nester. Der Räuber prallte nur einmal hinein. Von da an bekamen die Schwalben keinen Nachtbesuch mehr.
Der Waldkauz
Eines Tages meldete die Vogelwarte, auf der Baustelle der CKW in St. Erhard sei ein Waldkauz gesichtet worden. Kari soll ihn holen und nach Sempach bringen. Kari meinte er sei bald 80 Jahre alt und er mache keine Leiternübungen mehr. Der Herr aus Sempach meinte, es sei jetzt Ferienzeit und sie hätten kein Auto zur Verfügung. Der Vogel sei auf «Nabelhöhe» abzuholen. Kari begab sich nun nach St. Erhard und konnte dort, mit Lederhandschuhen bewaffnet, den Vogel von hinten überraschen und an den Beinen festhalten. Denn bei allen Greifvögeln sind die Krallen am gefährlichsten. Er packte den Vogel in sein Kistchen ein und wilderte ihn am Abend im Surseerwald wieder aus. Kari wusste, für diese Aktion muss es Nacht sein, sonst wird der Kauz von den Raben getötet. Die Rabenkrähen sind nämlich keine Freunde der Waldkäuze.
Das Hagelwetter
Ein schlimmes Hagelwetter kroch am Sonntag, 1. Juli 2012 über die Chätzigerhöhe. Alle Wetter, die von dort kommen, sind gewaltig. Früher sagte man, es seien böse Geister im Spiel, zum Beispiel der «Türst» spuke da herum. Deshalb steht dort, auf diese Anhöhe, ein Doppelkreuz. Der Türst war ein Geisterzug, der zu gewissen Jahrzeiten bei uns auftauchte. Er kam über den Berg am Türst-Kreuz vorbei und zog weiter den Berg hinunter.
Die Hagelkörner bei diesem Unwetter sahen aus wie Morgensterne der alten Eidgenossen. Wenn von diesen Geschossen ein Lebewesen getroffen wurde, floss Blut.
Kari bekam eine Meldung, dass blutüberströmte Störche gesichtet worden seien. Er soll diese Tiere einfangen und in Pflege bringen. Kari beobachtete diese Situation und überlegte sich, was zu tun sei. Schliesslich war er ein alter Sanitäts Wachtmeister. Wichtig war ihm den Vögeln nicht zusätzlichen Stress zu vermitteln. Er sah, wie die Störche fortlaufend Mäuse frassen, die bei diesem Unwetter aus der Erde krochen. Sie hatten also tatsächlich eine warme Mahlzeit. Am Abend sassen die Störche auf der Hochspannungsleitung. Es regnete heftig. Da war für diese Tiere das Schlimmste überwunden.
Bald aber kam wieder eine Meldung: jemand hat zwei Bussarde am Boden sitzen gesehen. Sie flogen nicht mehr herum und waren nicht mehr zu retten, weil das schlimme Hagelwetter ihnen die Augen ausgeschlagen hatte. Sie mussten eingeschläfert werden und konnten danach vom Fachmann ausgestopft werden.